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22.05.2022

Entdeckungen mit Tiefgang

Thüringer Städte unter der Erde

Tunnel, Höhlen, mystische Grotten – eine mit Sicherheit ausgefallene Art und Weise, kulturelle Schätze der Thüringer Städte zu erkunden, ist eine Spurensuche unter der Erde. Solche Abenteuer sind nicht minder spektakulär im Vergleich zu jenen im Tageslicht. Außerdem kommt man ganz ohne Sonnenschutzcreme aus und die kühlen unterirdischen Räume bieten ideale Erfrischung an heißen Sommertagen.

Wie in einer Zeitmaschine reist man in vergangene Jahrhunderte zurück – ja sogar Jahrtausende, denkt man an die Parkhöhle in Weimar, die einen Streifzug durch 200.000 Jahre Erd- und Menschheitsgeschichte ermöglicht. In Erfurt können schummrige Horchgänge der Zitadelle Petersberg erkundet werden, in Gotha die Kasematten, die zu den stärksten barocken Festungsanlagen Mitteldeutschlands zählen. Historisch bedeutsame Keller in Arnstadt, alte Bergwerksstollen in Ilmenau und Saalfeld sowie die Höhler in Gera sind weitere unterirdische Attraktionen. Und wer kann schon behaupten, ein Musikevent im tiefsten Konzertsaal der Welt zu erleben? Es sind Besucher des Erlebnisbergwerkes Sondershausen, die 700 Meter unter Tage dem Ohrenschmaus frönen. Machen Sie sich bereit für unvergessliche Stunden in der Finsternis!

 

Die dunklen Gänge in der Mauer

Über der Altstadt Erfurts erhebt sich die Zitadelle Petersberg – sternförmig angelegt, galt sie als modernste Anlage ihrer Zeit – und als uneinnehmbar. Die barocke Stadtfestung erstaunt mit geheimnisvollen Wegen: den Horchgängen, die die Festung vor Eindringlingen schützen sollten. Gewappnet mit Taschenlampen lassen sich die schmalen, verwinkelten Gänge im Gemäuer der Festung Petersberg hautnah erleben. Wer weiß, vielleicht trifft man ja im Schein der Funzeln auf Spuren Napoleons, der hier schon zugegen war? Wie ein Spot wandern die kleinen Lämpchen über die alten Mauern und geben spannende Details frei. Für Kinder ein garantiertes Abenteuer: die Sonderführung „Suche nach Dagoberts Schatz“, eine Schatzsuche durch die alten Horchgänge. Es lohnt sich, anschließend im Kommandantenhaus vorbeizuschauen: Hier lädt die neue Dauerausstellung „Der Petersberg – eine spannende Zeitreise“ zum interaktiven Erlebnis durch über 1.000 Jahre Festungsgeschichte ein.

Ebenso eindrucksvoll sind die Kasematten in Gotha. Sie umgeben das Schloss Friedenstein, zählen zu den stärksten barocken Festungsanlagen Mitteldeutschlands und blieben seit über 350 Jahren unverändert. Die unter dem Park liegenden Anlagen, in denen eine konstante Jahrestemperatur von 8 Grad Celsius herrscht, können auf einer unterirdischen Tour besichtigt werden. Zu verdanken sind die Kasematten Herzog Ernst dem Frommen. Er ließ das Schloss Friedenstein im 17. Jahrhundert als Residenz für sein Herzogtum erbauen, und zum Schutz seiner Residenz die Kasematten. Dass sie heute begehbar sind, geht auf das Konto des Bauhistorikers Udo Hopf: Im Jahr 2003 legte er gemeinsam mit ehrenamtlichen Unterstützern rund 300 Meter der Kasematten von Hand frei.

 

Einmal Höhlenmensch sein

Eine der bekanntesten Schauhöhlen Deutschlands und geologische Rarität ist die Barbarossahöhle unweit der Stadt Sondershausen. Im Nationalen GeoPark Kyffhäuser gelegen, beeindruckt sie durch unterirdische Seen, den Barbarossathron und die Geschichte rund ums Anhydritgestein: Es gibt weltweit nur zwei existierende Schauhöhlen im Anhydritgestein – die Barbarossahöhle ist eine davon. Am 20. Dezember 1865 wurde das einzigartige Naturwunder zufällig von Bergleuten bei der Suche nach Kupferschiefer entdeckt und bereits wenige Wochen später als Schauhöhle freigegeben. Geführte Rundgänge laden ein, Barbarossas unterirdisches Reich voller Wunder und Geheimnisse zu erleben. In diesem Jahr wird kräftig gefeiert: Der legendäre Kaiser Rotbart begeht seinen 900. Geburtstag. Besucher können sich im Jubiläumsjahr über zahlreiche Sonderveranstaltungen freuen, darunter die WORLD OF LIGHTS, wenn sich die Höhle zum einzigartigen Lichtkunstwerk verwandelt (1. bis 26.6).

Geologisch genauso faszinierend ist die Parkhöhle von Weimar, in der Goethe bereits Fossilien sammelte. Die Höhle unter dem Park wurde zunächst als Bierlager geplant. Die dazu passende Brauerei wurde jedoch nie gebaut und so kam es, dass man sich für eine neue Nutzung entschied: Bis 1805 wurde Travertin, ein Kalkgestein, für den Wegebau abgebaut. Später diente die Höhle als Lager und auch als Wandelgang der Hofgesellschaft, da die Luft angenehm kühl und feucht ist. Während des zweiten Weltkrieges befand sich hier ein Luftschutzbunker. Heute werden Erdbewegungen in der Parkhöhle registriert: Das Erdbebenzentrum der Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhaus-Universität Weimar betreibt eine seismologische Station, wodurch nahegelegene aber auch weltweite Erdbeben aufgezeichnet werden.

 

Fern vom Tageslicht: Glückauf!

Unter der Erde gibt es mehr Leben, als man denkt. Manchmal sind es sogar Attraktionen, die man so tief im Verborgenen nie erwartet hätte: eine Salzrutsche, eine Kahnstrecke auf dem Sole-See mit echten Spreewaldkähnen, eine Kegelbahn und den weltweit tiefsten Konzertsaal. All dies vereint das historische Erlebnisbergwerk "Glückauf" in Sondershausen. 1891 fand die erste Tiefbohrung statt – man stieß auf ein mächtiges Steinsalzlager. Jahre später wurde der erste Schacht in Betrieb genommen. Heute ist das Bergwerk die älteste befahrbare Kaligrube der Welt: Ausgestattet mit Kittel und Helm geht es im gleichen Fahrstuhl, der die Kumpel auch heute noch in die Tiefe führt, rund 670 Meter unter Tage. In den gewaltigen unterirdischen Hohlräumen der Steinsalzlagerstätten finden zudem Radrennen, der internationale Sondershäuser Kristall-Lauf sowie zahlreiche Konzerte und Festlichkeiten statt.

Wie schön die dunklen, verborgenen Orte der Thüringer Städte sein können, beweisen die Saalfelder Feengrotten. Im ehemaligen Bergwerk „Jeremias Glück“ lassen sich die farbenreichsten Schaugrotten der Welt bestaunen. Im Laufe der Zeit verwandelten sich die Gruben in eine faszinierende Untertagewelt – wie beispielsweise im Märchendom zu sehen ist, der ältesten und schönsten Grotte. Überall zieren unzählige Tropfsteingebilde in bunter Farben- und Formenpracht die Wände, Decken und Sohlen. Das einzigartige Klima unter Tage trägt zur Entspannung und Stärkung des Immunsystems bei. In einem separaten Grubenteil, dem Heilstollen, werden deshalb ambulante Inhalationskuren angeboten. Anfassen, Staunen und Entdecken heißt es in der Erlebnisausstellung Grottoneum, einem Museum zum Mitmachen – und im Abenteuerwald Feenweltchen gelangt man über verschlungene Pfade in die Welt der Naturgeister, Trolle, Elfen und Feen.

Unweit der Stadt Ilmenau, im idyllischen Schortetal, befindet sich das Schaubergwerk "Volle Rose". Mit einer Grubenbahn geht’s 360 Meter in den historischen Stollen hinein. Etwa sechzig Meter unter Tage erfährt man Wissenswertes über das ehemalige Bergwerk und das hier abgebaute Mineral: den Flussspat. Die enorme Farbenvielfalt von Flussspat lässt sich an einer Gesteinsader eindrucksvoll bewundern. Im Anschluss geht’s auf eine Feldbahnrundfahrt durchs Schortetal. Vorbei am Fluss, an Fischteichen und einer großen Auenwiese entdeckt man einen weiteren Teil der Bergbauhistorie: Über die Lorenbahn wurden früher Erze transportiert.

Der Abbau von Eisenerz und dessen Verhüttung bestimmte lange Zeit auch die Geschichte der Stadt Suhl. Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert erreichte der Bergbau den Höhepunkt. Davon zeugen die Spuren von über tausend Bergwerken in der Umgebung. Anfang der 2000er wurden einige unterirdische Schachtwege freigelegt und als Besucherbergwerk „Schwarzer Crux“ in Vesser eröffnet. Hier kann die Suhler Bergbautradition mittels Untertageführungen und in einer separaten Bergbauausstellung erlebt werden. Thematische Wanderwege und Bergbau-Lehrpfade in der Umgebung laden ein, die Geschichte auf Schusters Rappen zu entdecken.

 

Downtown Arnstadt: Mystische Gewölbekeller

Die Unterwelten der Thüringer Städte strotzen nur so von unglaublichen Geschichten und Legenden. Was die geheimen Keller und Gewölbe Arnstadts zu berichten haben, erfährt man während einer Stadtführung der besonderen Art. Die Kellerführung gibt preis, dass viele der unterirdischen Räume deutlich älter sind als die darüberstehenden Gebäude. Keller wurden als natürliche Kühlräume und Lagerplatz für verderbliche Waren genutzt. Doch wem galten Sie als Versteck? Welche schaurigen Geschichten ranken sich um so manches Gewölbe? Wieviel Bier und Wein wurde hier gelagert? Privatpersonen und öffentliche Einrichtungen öffnen exklusiv ihre Kellertüren für eine Zeitreise vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Dazu muss man wissen, dass Arnstadt der älteste Ort Thüringens ist und bereits 704 erstmals urkundlich erwähnt wurde – und natürlich legendäre Bachstadt ist.

Hinabsteigen in das unterirdische Geflecht Geras lohnt sich. „Geheimnisvolle Unterwelt – die Geraer Höhler“ lautet der Titel einer Führung durch historische Gewölbe und Gänge, auch Höhler genannt. Über 200 Höhler wurden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert von Bergleuten in den Berg unterhalb der Häuser getrieben. Es entstand ein über neun Kilometer langes Netz aus Gängen. Aufgrund der gleichbleibenden Temperatur und einer Luftfeuchtigkeit von fast 90 Prozent eigneten sie sich bestens zur Bierlagerung. Im Rahmen einer Führung erfährt man Interessantes und Unterhaltsames zur Entstehung sowie zum Bierbrauen in Gera. Alle zwei Jahre veranstaltet der Verein zur Erhaltung der Geraer Höhler e.V. in Zusammenarbeit mit der Otto-Dix-Stadt Gera die Höhler Biennale. Dabei werden die ehemaligen Bierhöhler zur Ausstellungsfläche internationaler Installationskunst. Das jährliche „Höhlerfest“ in der Innenstadt gilt als eines der größten Thüringer Altstadtfeste.

 

Foto: ETMG / Verein "Städtetourismus in Thüringen" e.V.

 



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