18.10.2024

Jedes fünfte Paar streitet wegen Überstunden

Wenn der Job nicht mit dem Feierabend endet

Coaching am Küchentisch, Stress wegen Überstunden und berufsbedingte Umzüge: Für viele Liierte endet der Job nicht mit dem Feierabend – und das wirkt sich auch auf die Partnerschaft aus. Wie sehr, das zeigt jetzt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2024, für die 3.523 Liierte zum Thema befragt wurden.

 

Meist sind beide berufstätig - doch noch immer ist jeder fünfte Mann Alleinverdiener

Eine Liebe, zwei Jobs: In den meisten Beziehungen arbeiten beide Partner:innen (67 Prozent), wie die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie zeigt. In den Altersgruppen zwischen 30 und 59 Jahren sind sogar in 8 von 10 Partnerschaften beide berufstätig. Aber: Wenn nur eine:r einer Erwerbsarbeit nachgeht, ist es meistens der Mann: Jeder fünfte Mann ist Alleinverdiener (19 Prozent), aber gerade einmal 7 Prozent der Frauen.

 

Nur jedes zweite Paar hat eine gute Work-Life-Love-Balance

Die meisten fühlen sich von ihren Partner:innen im Hinblick auf ihre Arbeit und ihre beruflichen Ziele unterstützt (67 Prozent). Doch im Alltag zeigt sich, dass die Koordination von Erwerbsarbeit mit Paar- bzw. Familienleben, Care-Arbeit und Co für viele belastend ist.

Nur etwas mehr als jedes zweite Paar gibt an, eine gute gemeinsame Work-Life-Balance zu haben (56 Prozent). Viele Männer würden gerne weniger arbeiten, um mehr Zeit für die Partnerschaft zu haben (43 Prozent). Frauen geht es deutlich seltener so (30 Prozent) – ein Abstand, der über alle Altersgruppen recht konstant bleibt.

Problematisch ist aber nicht nur die hohe Gesamtbelastung aus Job und Alltag, sondern teils schlicht die Arbeitszeiten: Jedes vierte Paar gibt an, durch Schichtdienst oder unterschiedliche Arbeitszeiten zu wenig Zeit füreinander zu haben (26 Prozent). Vor allem Paare mit geringerem Haushaltsnettoeinkommen (<2000 € ohne bzw. <2500 € mit Kindern) sind betroffen, hier ist es sogar jedes dritte Paar (33 Prozent).

 

22 Prozent finden, der:die Partner:in arbeitet zu viel

Wenn eine:r Workaholic ist oder aus finanziellen Gründen ständig Doppelschichten schiebt, kann das in der Liebe für eine Schieflage sorgen. 22 Prozent der Liierten finden, ihr:e Partner:in arbeite zu viel. Frauen (24 Prozent) sagen das übrigens ähnlich oft wie Männer (21 Prozent).

Und jedes fünfte Paar hat sich schon wegen Überstunden bei der Arbeit gestritten (22 Prozent). Vor allem Paare in ihren 30ern berichten verstärkt von Konflikten: Hier hat sich sogar jedes dritte Paar schon aufgrund von Überstunden gestritten (34 Prozent). Doch nicht nur berufliches Engagement kann die Partnerschaft beeinträchtigen, auch wenn ein:e Partner:in mit dem eigenen Job hadert oder sogar darunter leidet wirkt sich das aus:

Jede:r fünfte Liierte gibt an, dass die Beziehung durch die Unzufriedenheit des:der Partner:in im Job belastet ist (21 Prozent). Vor allem Männer unter 40 beobachten, dass sich der Arbeits-Frust ihrer Partner:innen negativ auf die Beziehung auswirkt (31 Prozent).

 

Gespräche über die Arbeit nerven jeden fünften Mann

Die ElitePartner-Studie zeigt zudem: Das Thema Arbeit ist für Paare nicht nur eine Frage der Organisation, viele Paare tragen auch Themen aus dem Job mit in ihre Beziehung. 36 Prozent der Liierten geben an, dass sie nach Feierabend viel über die Arbeit reden.

Am Küchentisch und auf der Couch berichten sie über lustige Meeting-Momente und Probleme mit Vorgesetzten, diskutieren Ideen oder den Umgang mit Kolleg:innen. Nicht jede:r findet das allerdings so toll: Vor allem Männer stört es, wenn berufliche Themen einen zu großen Gesprächsanteil einnehmen.

Jeder fünfte Mann ist genervt, ständig mit dem:der Partner:in über die Arbeit zu sprechen (21 Prozent) – vor allem Männer bis 29 (30 Prozent) und in ihren 30ern (28 Prozent). Frauen macht das weniger aus, hier sind gerade einmal 12 Prozent von Job-Themen genervt.

 

Umzug aufgrund des Jobs: Gut jede:r Dritte würde mitgehen

Vielleicht liegen einige Konfliktfelder auch darin begründet, dass Partner:innen das Gefühl haben, sich durch die Partnerschaft beruflich nicht frei entfalten zu können. Jedenfalls haben 17 Prozent der Frauen und sogar 24 Prozent der Männer den Eindruck, zugunsten der Beziehung die eigenen beruflichen Ziele zurückgestellt zu haben.

Dazu passt die hohe Kompromissbereitschaft bei berufsbedingten Umzügen: 35 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer wären bereit, für den Beruf des:der Partner:in an einen anderen Ort zu ziehen. Ein möglicher Ausweg könnte die Gründung einer Paar-GmbH sein: Immerhin 33 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer könnten sich ein gemeinsames Unternehmen oder berufliches Projekt mit ihrem:r Partner:in gut vorstellen.

 

Paare sollten sich in stressigen Phasen bewusst von Arbeitsthemen abgrenzen und auf Zeit füreinander achten

„Hohe Arbeitsbelastung kann zum Risikofaktor für eine Partnerschaft werden – und zwar dann, wenn Ãœberstunden, Probleme im Arbeitsalltag oder hoher Druck sich negativ auf die Stimmung im Feierabend auswirken, Gesprächsinhalte dominieren oder Nähe und Intimität im Weg stehen“, erklärt Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach. „Viele neigen zudem bei persönlicher Belastung dazu, mehr als sonst zu kritisieren oder sich zu beschweren, verhalten sich dann auch dem:r Partner:in gegenüber weniger wertschätzend. Deshalb ist Beziehungspflege jetzt besonders wichtig. Paare sollten sich in solchen Phasen bewusst von Arbeitsthemen abgrenzen und auf Zeit füreinander achten. Nicht allein das Ausmaß von Stress ist für Beziehungskrisen verantwortlich, sondern wie Paare mit der Belastung umgehen.“ 

 

Quelle: Elite Partner
Foto: Bild von
Julita auf Pixabay

 

 

 
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